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Wie groß ist die Gefahr, dass Kinder an Krebs erkranken?

In Deutschland erkranken jährlich bis zu 2.000 Kinder vor dem 18. Geburtstag an einer Erkran-  kung. Häufigste Diagnosegruppe sind hierbei die Leukämien und Lymphome, direkt gefolgt von den Tumoren des zentralen Nervensystems. Zum Glück ist Krebs bei Kindern eine seltene Er-  krankung. Der Zahl von 2.000 Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen steht die überwälti-  gende Zahl von ca. 400.000 Neuerkrankungen bei erwachsenen Patienten gegenüber.

Wie hoch sind die Heilungschancen bei Kindern?

Nach wie vor stellt die Diagnose Krebs einen ernsten und bedrohlichen Einschnitt im Leben eines Kindes oder Jugendlichen dar. Über die letzten 30 – 40 Jahre haben wir eine Revolution in den Behandlungsmöglichkeiten erlebt, so dass im Schnitt bis zu 80 % der Kinder auch 10 Jahre nach Diagnose am Leben sind und als geheilt gelten. Unser großer Schmerz als Kinderonkolo-  gen liegt bei den nach wie vor viel zu hohen 20 % der Kinder und Jugendlichen, die ihre Krebs-  erkrankung nicht überleben, aber auch in den zum Teil inakzeptablen Nebenwirkungen sowie Spätfolgen der Krebsbehandlungen.

Worin liegen die Schwierigkeiten der Behandlung von Kindern?

Durch die Fortschritte in der molekularbiologischen Forschung haben wir im Verlauf der letzten 20 Jahre erkannt, dass es sich bei den Krebserkrankungen von Kindern und Jugendlichen um einen bunten Federstrauß verschiedenster Erkrankungen handelt.

Dies spiegelt sich zum einen in verschiedenen genetischen Ursachen, zum anderen aber auch in den verschiedensten Verlaufsformen dieser Erkrankungen wieder. Durch eine Serie von sog. Therapieoptimierungsstudien ist es uns gelungen, nicht nur die Heilungschancen entscheidend zu verbessern, sondern auch die Nebenwirkungen der Therapie gering zu halten.

 

Trotzdem existiert eine Untergruppe von äußerst schwer zu behandelnden Patienten. Zu diesen gehören Kinder und Jugendliche, deren solider Tumor nicht komplett entfernt werden kann, solche die auf die Chemotherapie nicht oder nur ungenügend ansprechen, Kinder und Jugendliche mit ausgeprägter Metastasierung und vor allem die Gruppe der besonders verletzbaren Säuglinge und Kleinkinder, die nur eine geringe Therapietoleranz aufzeigen. Gerade diese Gruppe kann nicht oder nur in begrenztem Maße mit einer Strahlentherapie belastet werden, neigt dazu um die Operation herum Komplikationen aufzuweisen und verträgt eine Chemotherapie äußerst schlecht.

Kann eine Krebserkrankung bei Kindern auf eine genetische Ursache zurückgeführt werden?

Die molekulargenetische Forschung der letzten Jahre zeigt, dass nicht wie früher oft angenom-  men in < 10 % eine genetische Ursache für Krebserkrankungen nachgewiesen werden kann. Durch die hochauflösenden Methoden, die uns heute zur Verfügung stehen, können wir bei bis zu 40 %, vielleicht sogar noch bei mehr Patienten, eine genetische Ursache für die Krebser-  krankungen entdecken. 

Genetisch bedeutet in diesem Zusammenhang allerdings nicht unbedingt, dass die Erkrankung von Vater und Mutter an die Kinder weitergegeben wird, sondern lediglich dass eine nachweis-  bare Veränderung der Erbsubstanz DNA zugrunde liegt. Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass aber nicht nur eine Veränderung der Basenpaarsequenz der Erbsubstanz DNA eine Rolle spielt, sondern dass auch sog. epigenetische Mechanismen wie z. B. die Verpackung der Erb-  substanz oder Wechselwirkungen von Eiweißen mit der Erbsubstanz eine wichtige Rolle spie-  len. Dies ist insbesondere bei Hirntumoren des Kindesalters, aber auch bei einer ganzen Reihe anderer Tumoren von Kindern und Jugendlichen entscheidend.

Welche Kinder erkranken an Rhabdoide Tumoren?

Rhabdoide Tumoren sind eine seltene, hoch aggressive Gruppe von soliden Tumoren, die einen Altersgipfel im Säuglingsalter haben. 

Wir gehen davon aus, dass bei Kindern vor dem 6. Lebensmonat rhabdoide Tumoren des Ge-  hirns die häufigsten Hirntumoren sind. Rhabdoide Tumoren betreffen aber nicht nur das Ge-  hirn, sondern können in fast sämtlichen Geweben des Körpers nachgewiesen werden. Diese Erkrankungen haben eine besonders hohe Tendenz dazu zu metastasieren und frühzeitig ge-  gen eine Chemotherapie resistent zu werden. 

Die betroffenen Patienten erfüllen somit die unter 3. skizzierten Hochrisikomerkmale. In Deutschland erfassen wir in unserem Rhabdoidregister jährlich 25 – 30 Kinder und Jugendliche. Allerdings gehen wir davon aus, dass es noch eine gewisse Dunkelziffer gibt, da gerade eine ausgedehnt metastasierte Erkrankung bei einem Neugeborenen oder Säugling oftmals nicht zu einer ausführlichen Diagnostik führt, sondern vielmehr bei den betreuenden Ärzten den Reflex einer palliativen Betreuung hervorruft. Wir sind überzeugt davon, dass gerade auf Grund der Seltenheit dieser Erkrankung eine Behandlung bzw. Beratung in spezialisierten Zentren wie z.B. unserem Schwäbischen Kinderkrebszentrum unbedingt notwendig ist.

Was ist ein rhabdoider Tumor? Welche Beziehung besteht zum Rhabdomyosarkomen?

Rhabdoide Tumoren sind gekennzeichnet durch eine spezifische Genveränderung im Bereich des sogenannten SMARCB1 Gens auf Chromosom 22q11.2. Bis zur Entdeckung dieser spezi-  fischen Genveränderung wurden rhabdoide Tumoren je nach ihrem Ursprungsort im Körper anderen Tumorgruppen zugeschrieben. Rhabdoid-Tumoren des Gehirns (AT/RT) wurden meist den Medulloblastomen, solche der Nieren (RTK - rhadoid tumor of the kidney) den Wilmstu-  moren und Tumoren der Weichgewebe (Leber, Muskeln …) den Rhabdomyosarkomen zuge-  schlagen.

Muss bei meinem Kind trotz des geringen Alters eine Chemotherapie erfolgen?

Ausführliche Analysen haben gezeigt, dass die wichtigsten Therapiemaßnahmen bei rhabdoiden Tumoren die vollständige operative Entfernung sowie strahlentherapeutische Maßnahmen sind. Diese stoßen jedoch gerade bei kleinen Kindern und Säuglingen an ihre Grenzen. So ist be-  kannt, dass eine Strahlentherapie bei Kindern < 3 Jahren bzw. < 18 Monaten (abhängig von der Größe des Strahlenfeldes) schwerwiegende Spätfolgen haben kann.

Gerade wenn große Teile des Gehirns betroffen sind, ist bei Bestrahlung zu einem frühen Zeitpunkt im Leben mit schweren Störungen der normalen kognitiven Entwicklung zu rechnen. Auch bei Bestrahlung von Extremitäten von kleinen Kindern oder wirbelsäulennahen Tumoren sind schwerwiegende körperliche Folgen zu erwarten. Somit ist die Chemotherapie und ggf. Hoch-Dosis-Chemotherapie eine Möglichkeit, solche Schäden von den Kindern fernzuhalten, in dem diese Therapiemaßnahmen in ein höheres Alter verschoben oder gar verhindert werden.

Gibt es neue Therapiemaßnahmen außer der konventionellen giftigen Chemotherapie?

 

Unsere Arbeitsgruppe und viele andere haben sich der Frage nach betroffenen Signalwegen, die das Wachstum in rhabdoider Tumoren steuern gewidmet. In letzter Zeit ist es uns gelun-  gen, eine Reihe dieser Wege näher zu bestimmen. Leider ist die Forschung zu Medikamenten, die diese wachstumsfördernden Wege bei rhabdoiden Tumoren beeinflussen, noch in den Kinderschuhen.
Im Rahmen verschiedener klinischer Studien prüfen zum Teil Pharmafirmen, zum Teil einzelne Institutionen weltweit (z. B. St. Jude Hospital, Tennessee) eine Kombination von neuen Medi-  kamenten mit konventioneller Chemotherapie zum einen in der Hoffnung Patienten in einer Hochrisiko-Situation heilen zu können, zum anderen Kindern die giftigen Nebenwirkungen von Chemotherapie, Operation und Bestrahlung soweit wie möglich lindern zu können. In Deutschland gibt es aktuell eine einzige Studie zu einem Medikament, das auf den Zellzyklus-Signalweg einwirkt als Rezidiv-Studie an 2 Zentren. Unser EU-RHAB-Register plant sowohl eine Initialtherapie- als auch eine Rezidiv-Studie in der diese neuen Medikamente zur Anwendung kommen.
Die Forschung zu möglichen Therapien für Kinder und Säuglinge sowie Jugendliche mit rhab-  doiden Tumoren erbringt aktuell eine Vielzahl neuer Ergebnisse, so dass auch in hoffentlich kurzer Zeit mit neuen Therapiemöglichkeiten zu rechnen ist.

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